Worum gehts?

Das öffentlich-rechtliche Radio und wir – es ist kompliziert. Als leidenschaftliche Musikfans fühlen wir uns im Angebot des ÖR-Radios in Deutschland selten bis gar nicht abgebildet. Und das nicht erst seit Mira Seidel, Programmchefin bei DASDING, weniger Vielfalt und mehr Durchhörbarkeit für ihren Sender forderte. Eigentlich ist das schon immer so. Wir fragen uns: Warum???

Warum werden öffentlich-rechtliche Popkultur-Radios in Deutschland so glattgezogen? Warum passiert da so viel Mainstream? Warum klingen die Jugendwellen – von der Musik, über die Moderationen bis zu den Jingles – komplett gleich? Warum ist alles entweder total artig oder irre überdreht? Und warum zur Hölle baut niemand auf mehr Kante, mehr weirden Kram und mehr Nische? Eigentlich schreit die einzigartige Position des ÖRR doch geradezu nach spannendem Programm und Musik abseits jeglichem Mainstreams. Aufgrund der Gebührenfinanzierung könnte man einigermaßen werbe- und quotenunabhängig produzieren. Aber wo sind sie, die nerdigen Musikradios der ARD und des Deutschlandfunks? Wo ist hier der Krach?

Antworten haben wir darauf noch keine bekommen. Jedes Mal wenn wir Kritik am öffentlich-rechtlichen Radio ins Internet poltern, hören wir zwar von anderen Liebhaber*innen, Bands, Künstler*innen und Labels Zustimmung und ein kollektives „es muss sich was ändern”, geändert hat sich bisher aber nichts. Auch das (durchaus sehr angenehme) Telefonat mit Mira Seidel hat leider nicht viel Licht ins Dunkel gebracht. 

Und jetzt? Ohren zu und weiter so? Alle Macht der Durchhörbarkeit? 

Das wollen wir so nicht hinnehmen. Irgendwas muss jetzt getan werden. Oder: Wir müssen jetzt was tun. Es geht hier ja um nicht weniger als gute Musik, abseits des Plastik-Mainstreams. Und hey, was viele vielleicht nicht wissen: es gibt sie ja, die öffentlich-rechtlichen Musikradios, die all das machen, was mir so fehlt. Und sie laufen bisweilen sogar ziemlich erfolgreich. Nur eben nicht hier in Deutschland. 

Logischer nächster Schritt also: Der Blick über den Tellerrand. Angetrieben von der Hoffnung auf stichfeste Argumente für ein öffentlich-rechtliches Musikradio packen wir unsere Rucksäcke und fahren raus in die Welt (= klappen die MacBooks auf und starten die Zoom App).

Unsere Reise führt uns in fünf europäische Länder und sogar bis nach Australien. Wir treffen dort Programmmacher*innen und werden sie fragen, wie genau sie das machen, wovon man sich in Deutschland schon vor langer Zeit verabschiedet hat: gutes öffentlich-rechtliches Musikradio.